Kategorie: Grossstadtleben (Seite 1 von 5)

Noch einmal …

Langsam heisst es Abschied nehmen. In zwei Tagen muss ich die Wohnung abgeben und ‚good bye‘ sagen. Noch einmal besuche ich all meine Lieblingsplätze und sage Adieu.

Ich würde so gerne etwas länger bleiben. Der Sommer ist definitiv angekommen, es regnet kaum und die plus-minus 27°C sind genau das was ich liebe, die Stadt ist wunderbar grün und überhaupt… In vollen Zügen geniesse ich die täglichen Entdeckungstouren mit den vielen Überraschungen 😮 und ich bin sicher, es gäbe noch so vieles zu bewundern. Tja, vielleicht gibt es doch irgendwann einmal eine Filiale in Toronto, träumen darf man ja 🙂 .

YES – YES – YES – YEEEEEES !!!

King Roger und Stan the Man – am gleichen Abend, was für ein Losglück!

Aber alles schön der Reihe nach. Ich habe gedacht, wenn schon ein ATP-Turnier hier in Toronto im Rexall Centre stattfindet und Roger Federer spielt, dann MUSS ich einfach hingehen. Etwa zwei Wochen vor Beginn des Turniers habe ich gestartet zu schauen wer wann spielt. Die Veranstalter haben sich extrem viel Zeit gelassen den Spielplan zu veröffentlichen und deshalb hat mich alleine schon die Warterei nervös gemacht. Nachdem ich wusste wann ‚unser Roger‘ spielt, habe ich mir sofort ein Ticket gekauft. Das Glück hat es schlussendlich sehr gut mit mir gemeint, denn später habe ich erfahren, dass nach dem King gleich Stan folgt. Wau, so gefällt es mir!

Am Morgen des Spieltages sah das Wetter überhaupt nicht vielversprechend aus und der Mittagsmatch musste wegen Regen sogar unterbrochen werden. Ich dachte schon „Was hilft das Losglück, wenn mir „Mister Regen“ einen Strich durch die Rechnung macht! Aber schon am frühen Nachmittag hat sich alles zum Guten gewendet.

Das Resultat muss ich bestimmt nicht kommentieren, ihr wisst ja sicher, dass beide gewonnen haben. Roger Federer hat kurzen Prozess gemacht und ratzfatz im Eilzugstempo in nur 52 Minuten den Sieg geholt. Bei Stan Wawrinka war es eine einzige  Nervensache. Den ersten Satz hat er total verbockt und ich fragte mich, wie dieser Mann Novak Djokovic besiegen konnte. Das zweite Game, dann ganz nach Stan’s Manier und das dritte dann wieder  … 🙁 … ich habe wirklich beinahe eine Herzattacke erlitten. Roger war für meinen Geschmack schon fast zu schnell und Stan, ja der hat uns alle auf die Folter gespannt, er musste sogar einen Matchball abwehren. Zum Glück konnte er das Tiebreak für sich entscheiden. Uff.

Obwohl Roger Federer gegen Peter Polansky (CAN) spielte, war die Mehrheit des Publikums für den Schweizer und auch Stan erhielt den grösseren Support der Zuschauer. Im dritten Satz von Stan, als er nach einer Schwächephase ein grossartiges Ass erzielte, rief jemand ganz laut „That’s the Stan we love“. Stan hat es gehört und sich bedankt und ich glaube es hat ihn angespornt konzentrierter und etwas geduldiger zu spielen und den Sieg doch noch zu holen.

Die beiden Siege haben mich vergessen lassen, wie katastrophal die Shuttle-Busse organisiert waren … stundenlanges Anstehen, technischer Ausfall, und und und … aber wen stört das, schliesslich haben die Schweizer heute … 🙂 🙂 …

 

 

Yonge Street – die längste Strasse der Welt

Die Yonge Street beginnt unmittelbar am Ufer des Ontariosees und verläuft schnurgerade durch die Stadt und endet nach knapp 1’900 Kilometer in Norden Ontarios. Hoch oben auf dem CN-Tower erkennt man ohne Probleme die Strasse, welche irgendwo am Horizont im Nirgendwo verschwindet. Die Strasse wurde wegen ihrer Länge auch ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Obwohl sie heute diesen Titel wahrscheinlich nicht mehr verdient hat, da sie nun zum grössten Teil unter der Verwaltung der Provinz Ontario ist und dieser Teil als Highway 11 bezeichnet wird, nennen sie die Torontonier noch immer ‚die längste Strasse der Welt‘.

Irgend ein Fest gibt es immer

Es ist unglaublich, seit der Sommer hier ist, gibt es Feste am Laufmeter. Wenn man nicht will, braucht man nicht mehr unbedingt einen Tagesplan. Es ist durchaus möglich ziellos von zu Hause zu starten, in der Stadt umher zu irren und doch findet man innerhalb kürzester Zeit Unterhaltung, viel Unterhaltung.

Sei es das Irie Music oder Island Soul Festival, Kinder die ihr Glück auf selbstgebastelten Stelzen probieren oder Männer, die voller Elan Domino spielen … kein Witz, die grossen, starken Männer hatten sichtlich Spass mit ihren Steinen. Sie sind aufgesprungen, haben auf den Tisch geklopft oder lauthals ihr Glück verkündet. War total lustig dem Treiben zuzuschauen.

Tja, wem es hier zu Hause sitzend langweilig ist, ist selber schuld.

Poscht isch da

Im Jahre 1834 wurde York in Toronto umbenannt und die vierte Post von York wurde die erste Post von Toronto. Vielleicht kann man es sich im Zeitalter der modernen Kommunikation gar nicht mehr vorstellen, doch vor rund 150 Jahren war die Post eines der wichtigsten Häuser jeder Stadt. Schliesslich sorgte sie für sämtliche Kommunikation über weite Strecken und war somit ein unerlässlicher Dreh- und Angelpunkt.

Das oben genannte Postgebäude, welches ein Jahr früher erbaut wurde, diente James Scott Howard als Postamt und Wohnsitz der Familie. Dieses Postamt existiert, in erstaunlich gutem Zustand, noch immer und fungiert auch heute noch als Postamt, aber auch als Lehrstätte und Museum. Es zeigt auf eine anschauliche Weise wie die erste Post von Toronto ab 1834 funktionierte und welche zentrale Rolle sie für die Entwicklung der Metropole hatte. Ebenfalls kann man hier sein Glück versuchen und wie anno dazumal Briefe mit Federkiel (Gänsefeder) und Tinte schreiben und den Umschlag dann mit Wachs versiegeln.

 

ROM

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der alte und neue Teil des ROM

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faszinierend

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aussergewöhnlich dieser Anbau

… und noch ein Museum 😮 … nein, langweilig ist mir bestimmt nicht, aber im ROM dem – Royal Ontario Museum – muss man einfach gewesen sein. Dort findet man Räume verschiedener Epochen, antike Möbel, altertümliche Mumien, riesige Dinosaurier, alle möglichen Arten von ausgestopften Tieren, eindrucksvolle chinesische Kunst und und und. Mit über 6 Mio. Exponaten ist es Kanadas grösstes Museum und man kann sich ganz schön die Füsse „krumm laufen“.

Dem scheinbar etwas veraltet wirkenden Museum wurde im 2006/07 ein riesiges Glitzerkleid übergestülpt. Der Michael-Lee-Chin-Crystal ist ein echter Blickfang und die Kombination mit dem ehrwürdigen ROM aus dem frühen 20sten Jahrhundert ist aus meiner Sicht eine gelungene Modernisierung.

James – Michael …

Nein nein, das sind nicht meine Liebhaber in Toronto …

James ist eigentlich die St. James Cathedral

Die 1797 gegründete anglikanische Kirchgemeinde gehört zur ältesten in der Stadt. Die St. James Cathedral ist die dritte  Kirche dieser Kirchgemeinde  an dieser Stelle (die erste Holzkirche wurde durch eine grössere aus Stein ersetzt, die aber nach wenigen Jahren bereits niederbrannte).  Der Sakralbau welcher 1844 vollendet wurde, war lange Zeit das höchste Gebäude in Toronto. Aktuell gehört  das höchste Bauwerk in der Stadt der ältesten Bank Kanadas, der BMO (Bank of Montreal). Wenn ich aber sehe was hier alles gebaut wird, so werden bestimmt in Kürze höhere Gebäude folgen.

Und Michael ist eigentlich die St. Michael’s Catholic Cathedral

Wie so vieles in der Stadt, befindet sich auch dieses Gebäude in Renovation. Deshalb konnte ich sowohl aussen als auch innen ausser Netzte und Gerüste nicht viel sehen.

Die St. Michael’s Cathedral aus dem Jahre 1848 gehört der römisch-katholischen Kirche an. Das Erzbistum Toronto wurde am 17. Dezember 1841 gebildet und deren erste eingesetzte Bischof hiess Michael Power. Daher wohl auch der Name der Kirche.

Und weil ja bekanntlich aller Guten Dinge drei sind, hier noch ein paar Bilder der Metropolitan United Church of Canada.

Diese Kirche begrüsst alle Menschen egal welchem Glauben sie angehören. Sie nennen ihre Besucher oder besser gesagt Mitglieder schlicht und einfach Gemeinschaft. Sie engagiert sich sozial, hilft notdürftigen und sie sagen, dass sie mit anregenden Predigten und ausserordentlichen Konzerten den Menschen etwas Freude bringen und sie dazu motivieren den Ärmsten unter ihnen zu helfen.

Old and New City Hall

Ich vermeide es über die Politik und vor allem über den Bürgermeister von Toronto zu schreiben; nur soviel soll gesagt sein – der Bürgermeister hat, seit ich hier bin, für ganz viel Gesprächsstoff gesorgt.

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New City Hall

Sitz der Stadtregierung ist im Neuen Rathaus, der City Hall, am Nathan Phillips Square. Die gewagte Architektur der New City Hall hat in den 1960er Jahren zunächst einen Sturm der Entrüstung und reichlich Kontroversen ausgelöst. Die zwei bogenförmigen Türme flankieren den Kuppelbau des Ratssaals. Es heisst, dass die Diskussionen um eben diese zwei gebogenen Türme möglicherweise zum Wahlverlust des damaligen Bürgermeisters beigetragen haben. Wenn die wüssten was aktuell hier los ist 😉 .

Heute ist der belebte Nathan Phillips Square vor der City Hall das symbolische Herz und das Gebäude eines der Wahrzeichen der Stadt .DSC02464 Der ‚Square‘ ist sozusagen ein  Mittelpunkt  der Gesellschaft, wo demonstriert wird, es ab und zu einen Markt gibt und im Winter das Eisfeld zum eislaufen motiviert. Obwohl, im Moment ist hier nicht viel los, zwei Drittel des Platzes sind wegen Bauarbeiten gesperrt.

Das alte Rathaus dient heute als Gerichtsgebäude. Es ist ein Backsteingebäude aus dem Jahre 1899 und soll damals sage und schreibe 2.5 Mio. Dollar gekostet haben.

Wie auch immer, jeder soll selber entscheiden, was ihm besser gefällt.

Toronto Islands in der ganzen Länge

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klein aber fein

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hallo Geist …

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… wo bist du den?

Torontos ältester Leuchtturm – Gibraltar Point Lighthouse – aus dem frühen 19. Jahrhundert, welcher auf den Inseln vor der Stadt steht, wollte ich unbedingt noch sehen.  Angeblich soll es hier spuken, hi hi hi. Es heisst, der historische Kalksteinbau werde vom Geist des ersten Leutturmwächters, der 1815 spurlos verschwand, heimgesucht. Leider konnte ich dem Geist nicht Hallo sagen, da die Türe verriegelt war. Also beschloss ich in Richtung Flughafen zu laufen um dem Treiben dort zuzuschauen.

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hei, das ist die falsche Richtung für den Start

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und dieser, landet auf der verkehrten Seite

Komisch, irgendwie spukt es hier auf dem Flughafen. Die Flugzeuge starten und landen diesmal von der umgekehrten Seite. Jetzt war ich so oft am Wasser und jedes mal erfolgte der Start von Westen nach Osten nur heute nicht. 🙂 zum Glück kann man dem Wetter die Schuld zuschieben, sonst müsste ich noch glauben ….

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sieht fast so aus wie in Tofino

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hier gab es einmal natürliche Sanddünen

Weil das Wetter besser war als die Prognose, beschloss ich wieder zurück zur Centre Island zu laufen. Ich bin gelaufen und gelaufen, immer weiter und weiter.

Bis zum östlichsten Teil der Insel, der Ward’s Island. Dank dem Wetter, steht die Insel in voller Blüte und die Häuschen sind herausgeputzt, ja die Insel zeigt sich von der besten Seite. Kurz vor dem Eindunkeln bin ich dann zurück in die Stadt gefahren. 

Obwohl ich vom Zentrum der Insel zum ganz westlichen Teil, zurück ins Zentrum und ganz in den östlichen Teil gelaufen bin, fühlte ich mich noch zuwenig müde um nach Hause zu gehen. Also beschloss ich, nochmals das Beaches Jazz Festival zu besuchen. Diesmal habe ich es nicht bis zum Woodbine Park geschafft, da der Bus nur bis zur Queen Street East fuhr. Unglaublich aber wahr, eine der Hauptverkehrsachsen wurde komplett für das riesige Strassenfest gesperrt. Phänomenal!

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anstelle von Autos und Trams …

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Malaysia Food, hat prima geschmeckt

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Party, Party, Party

Hunderte von Leuten, x Buden mit feinem Essen und genauso viele Bands die ihr Bestes gegeben haben. Irgendwann schmerzten dann meine Beine und Füsse doch und so bin ich mehr als nur müde nach Hause gekehrt.

Das Tagesresultat: 24km Fussmarsch 🙂 und 5 Blasen an den Füssen 😮 (selbstverständlich an den unmöglichsten Stellen), autsch – autsch. Na dann, „guet Nacht“.

I’m going crazy – I did it

Adrenalin pur …. total verrückt …. aber jetzt habe ich den „roten Männli“ von unten wochenlang zugeschaut; es war höchste Zeit für den edge walk auf dem CN Tower.

Der edge walk auf dem Fernsehturm ist die wohl verrückteste Attraktion die Toronto zu bieten hat. Tja, und ich war verrückt genug, um daran teilzunehmen, obwohl und ehrlich gesagt, ich hatte „die Hosen gehörig voll“ 😉 .

Beim edge walk umrundet man in 356 schwindel- und angsterregenden Höhenmetern freihändig (ohne Geländer) auf einem 1.5 Meter breiten Gitterrost den CN-Tower und geniesst, wenn man kann, die atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Unser Führer meinte nur, wenn wir auf einem Trottoir in der Stadt genügend Platz haben, sollte es kein Problem sein die 150 Meter zu laufen, da die Plattform genau gleich breit sei 😮 . Am Anfang habe ich mich gefragt: warum bloss mache ich das nur?! Als ich dann dachte, okay jetzt geht es langsam, war es schon zu Ende. Mit allem drum und dran und den 7’000 Sicherheitschecks dauerte das Erlebnis rund 1.5 Stunden und obwohl es mir am Schluss des Spazierganges etwas besser ging, glaube ich, dass ich noch Stunden später einen Adrenalinspiegel in astronomischer Höhe hatte.

Es klingt schon fast ironisch, aber im 2011 wurde der edge walk mit dem Guinness-Weltrekord für den weltweit höchsten Panoramagang an einem Gebäude  ausgezeichnet.

Auf dem Heimweg traf ich dann noch auf einen „alten Bekannten“. Was für ein Tag!

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