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Toronto Islands – noch ein Paradies

Mittlerweile hat sich hier alles verwandelt. Es ist warm geworden und die Stadt zeigt sich in einem prächtig grünen Kleid, das ist die richtige Zeit um die Toronto Islands zu besuchen. Im Gegensatz zu Boston wurde hier weder der Hafen noch die Inseln von Hand gebaut. Der Naturhafen und auch die Toronto Islands haben sich durch Sedimentation herausgebildet. Toronto hätte auch keine nennenswerten Erhebungen, die man oder eben Mann hätte abbauen können. Der niedrigste Punkt liegt am Ufer des Ontariosees auf 75 Meter und der höchste Punkt nahe der York University im Norden der Stadt auf 270 Meter über dem Meeresspiegel. Trotzdem und um fair zu bleiben, man hat scheinbar auch hier die Inseln durch Landgewinnung verbreitert.

Zuerst aber noch ein paar Worte zum See. Da der Ontariosee von den vielen umliegenden Flüssen und Bächen gespiesen wird, verfügt er zu jeder Jahreszeit über genügend Wasser. Es hat soviel Wasser, dass die Stadt mit Seewasser versorgt werden kann und dies spürt man im Vergleich zu anderen Grossstädten, den das Hahnenwasser schmeckt kaum nach Chlor. Zudem ist die Wassertemperatur am Grund des sehr tiefen Ontariosees das ganze Jahr nur rund 4°C und lässt sich deshalb prima zur Kühlung der Bürogebäude in der Innenstadt verwenden (dazu gibt es ein hier speziell entwickeltes Verfahren – das war mir dann aber zu technisch 😉 ).

Mit der Fähre ging es also auf den östlichen Teil der Inselgruppe (zur Erinnerung, im Westen befindet sich der Billy Bishop Airport). Wunderschön die Skyline von Toronto, idyllisch, ruhig, sauber und penibel gepflegt die Insel. Die Inseln sind übrigens überwiegend als Parklandschaft angelegt und gehören zum Stadtteil Old Toronto, da sie sozusagen dem Zentrum von Toronto vorgelagert sind.

Und hier wie gewohnt ein paar Impressionen:

Metropole und Sandstrand

Zurück in der Grossstadt ist es Zeit der Familie die Metropole „life“ zu zeigen. Hier gibt es aber nicht nur Wolkenkratzer und Shopping-Zentren, sondern auch eine richtig schöne, lange Uferpromenade und sogar einen riesigen Strand mit feinem Sand, der hier in Hülle und Fülle vorhanden ist. Ach ja, hier wird sogar der Strand als Park bezeichnet. Der Strandbereich besteht aus mehreren Parks (Woodbine Park, Woodbine Beach Park, Ashbridge’s Bay Park und dem Beaches Park) und man weiss nicht genau wo der eine Park endet und der andere anfängt.

Wenn man hier ist, ist es aus meiner Sicht ein „must“ an den Strand der Torontonians zu fahren. Nach einer etwa 25-minütigen Fahrt erreichen wir den Woodbine Beach Park. Am Rand des Parks gibt es eine Spur für die Rad- und Rollerblade-Fahrer, einen Pfad für die Spaziergänger und am Strand selbst, ich weiss nicht wie viele Netze für die Beach Volleyball Spieler. Bei schönem Wetter pendeln die Stadtbewohner mit ihren Kühlboxen an diesen Strand und verbringen mit Picknick, Spiel und Schlafen ihre freie Zeit. Es ist ein Paradies und dies nur ein Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt. Allerdings, einen winzigen Haken gibt es. Alkohol ist hier verboten. Es nützt auch nichts, wenn man das Bier in einen Papiersack hüllt, die Polizei verteilt auch in diesem Fall eine Strafe. Also, wenn Alkohol, dann nur in einem der Restaurants am Rande des Parks.

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Maple Leaf Forever

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Über diesen Park bin ich per Zufall gestolpert. Ich weiss nicht ob es sich hier einfach um das Ahornblatt handelt, quasi als das Symbol der Kanadier oder ob es ein Park zur Ehrung des Eishockey Teams Toronto Maple Leafs ist – wie auch immer: Maple Leaf Forever 🙂 .

‚böse Buben Box‘

Nach den spannenden Tagen in Boston geht es weiter nach Toronto oder besser zurück nach Toronto. Wir fliegen zum Billy Bishop Toronto City Airport und auch diesmal hat die scheinbar zu kurze Piste auf der kleinen Insel für die sichere Landung gereicht. Der Anflug in der Nacht mit dem Lichtermeer der Stadt ist imposant. Die Zollformalitäten gingen für die Familie sehr schnell, nur ich landete in der ‚böse Buben Box‘, ein weisser Raum mit zwei Schaltern und zwei schwer bewaffneten Zollinspektoren. Am Nebenschalter musste eine Frau alle ihre Koffer auspacken, ihr Ehemann hat geschrien und getobt – es war ein echtes Spektakel. Nur, was wollten sie von mir? Ausser einer kleinen Tasche hatte ich überhaupt nix dabei. Tja und gestohlen habe ich auch nichts, das Flugticket brav bezahlt, kein Tropfen Alkohol versteckt, nein ich war doch wirklich sauber.

Der Beamte war ein sehr freundlicher Mensch, der mir dann erklärte, dass man nicht einfach von Canada in die USA und wieder zurück nach Canada reisen darf. Mann muss von irgend einer Arbeitsstelle, Universität, Schule oder ähnliches ein Brief dabei haben der beweist, das man zu ihnen eine Beziehung oder so hat. Leider hatte ich nicht einmal das Ticket zurück in die Schweiz dabei. Ich versuchte ihn mit meinem Mietvertrag und der Krankenkassenbestätigung zu überzeugen, dass ich im 2014 wieder zurück in die Schweiz fliegen werde. Etwas überrascht war er, als er die in Englisch übersetzte  Krankenkassenbestätigung sah, worauf er mich fragte welche Sprache ich den rede … … lange Rede kurzer Sinn. Schlussendlich brachte er mir bei, dass er ja auch nicht von der Schweiz nach Italien und zurück wieder in die Schweiz reisen könne … mhh … ich biss mir auf die Zunge und habe nur freundlich gelächelt und genickt. Seine letzte Frage bevor ich gehen durfte war: ‚Vermisst du uns wenn du zurück gehst?‘ – ‚Natürlich werde ich das!‘

Cambridge

Wenn man in Boston ist, muss man natürlich auch nach Cambridge fahren und die Harvard University oder das MIT besuchen. Mir hat’s gefallen, hier würde ich gerne studieren. Adrian und Urs, falls ihr keine Arbeit für mich findet, gehe ich ein Semester hier studieren, für mehr reicht es wohl nicht 😉 . Obwohl, ich könnte ja dann auch noch ein Semester am MIT anhängen …

Ich habe gelernt, dass die Harvard University mit Gründungsjahr 1636 die älteste Universität der Vereinigten Staaten ist. Hier gingen bekannte Namen wie Zuckerberg, Roosevelt, die Obamas, John F. Kennedy, Tommy Lee Jones, Bill Gates und ein paar Berühmte mehr zur Schule.

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‚man-made land‘

Mit dem Sightseeing Tour Ticket konnten wir auch noch eine Hafenrundfahrt geniessen. Das Lieblingswort der ‚tour guide‘ Dame ist zweifellos ‚man-made land‘ 🙂 .

Aber alles schön der Reihe nach. Nachdem Boston die Unabhängigkeit erlangte, wurde die Stadt zu einem der reichsten Handelshäfen der Welt. Damit verbunden war auch eine zunehmende Einwanderung, was bedeutete, dass man Platz schaffen musste. Dem enormen Flächenbedarf, wurde die Stadt auf eine ungewöhnliche Weise gerecht: nämlich durch Landgewinnung. Das bedeutet, die Einwohner haben einerseits die Gewässer Charles River und Massachusetts Bay zugeschüttet und dem Meer etwas Raum genommen. Die dafür erforderlichen Erdmassen wurden durch die drei damals noch existierenden drei Hügel der Halbinsel gestohlen. Heute ist die Stadt so flach wie ein Tisch. Gemäss Aussage unserer Tour-Führerin wurde Ende des 19ten Jahrhunderts die Stadt von einem riesigen Brand heimgesucht. Diese Trümmer wurden dann ebenfalls als Füllmaterial für die Landgewinnung verwendet. Dies führte dazu, dass die Stadt heute aus sage und schreibe zu zwei Drittel aus ‚man-made land‘ besteht.

 

City View

Frühstück ist weder in Toronto noch in Boston eine Kernkompetenz 😮 , trotzdem zu kurz kommt hier sicher niemand und sonst, ja sonst ist man selber schuld 😉 .

Um uns möglichst schnell einen Überblick der Stadt zu verschaffen haben wir bei der City View eine Stadtrundfahrt gebucht. Mit dem Trolleybus ging es auf eine circa einstündige Rundfahrt. Der Tourguide war ein lustiger, stämmiger Kerl der uns auf unterhaltsame aber trotzdem interessante Weise das Wichtigste beigebracht hat. Ich glaube es gab keine Jahreszahl und auch sonst keine Zahl, die er vergessen hatte. Oftmals hat er kurz gestoppt und uns gezeigt wo er mit seiner Familie schon durchgelaufen ist und dass wir das unbedingt auch tun sollen. Zudem hat er uns einige Tipps betreffend Restaurants gegeben, aber um ehrlich zu sein, wir wussten nicht was für ihn wichtiger war: Menge oder Qualität …

Ich war noch nie in Massachusetts, aber Boston ist definitiv eine wunderschöne Stadt. Obwohl, die Leute sind nicht ganz so freundlich wie in Toronto (sorry, liebe Bostonfans) und das mit dem Pass zeigen, wenn man in eine Bar oder am Hafen in ein Kaffee mit Alkohol-Linzenz sitzen will, ging mir echt auf den Wecker (zum Teil gab es sogar ein Stempel auf die Hand). Trotzdem wir haben es genossen! Die Metropole ist eine der ältesten, wohlhabendsten (sieht man auch an den goldenen Verzierungen die es hier überall gibt) und kulturell reichsten Städte der USA und sehr gepflegt und sauber ist sie auch.

Alle älteren Häuser haben irgendetwas zu tun mit der Unabhängigkeitsbewegung nach der Tea Party und meistens gibt es bei diesen Gebäude eine Gedenktafel, ein Bild oder eine Statue, die Bostoner sind stolz auf ihre Geschichte.

Aus eins mach vier

Was für eine Überraschung! In Boston standen gleich vier bekannte Gesichter, die auf mich gewartet haben. Wau und ich habe überhaupt nichts gewusst, nicht einmal geahnt. Was für eine Riesenüberraschung – „da bleibt mir ja die Spucke weg“. Was für eine Freude 😮 !

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Ausflug nach Boston

Vom Toronto-City-Airport geht es ab noch Boston, dort treffe ich mein Schätzli, juhu.

Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass der City-Airport nur noch für Trainingsflüge benutzt wird. Dies ist aber definitiv falsch, den einerseits startet alle paar Minuten ein Flieger und andererseits kann man ganz offiziell, unter anderem bei der Porter Airlines, Inland-Flüge und Reisen in die USA buchen. Später erfahre ich, dass nach einer grossen Krise in den 90iger Jahren der Flughafen seit ca. 2006 selbsttragend ist (natürlich auch durch die Unterstützung aller lieben Leute, die schön brav die vielen Fees bezahlen 😉 ).

Eine Abreise per Flugzeug vom Billy Bishop Toronto City Airport lohnt sich wirklich, ich würde es sogar jedermann empfehlen. Zuerst mit dem Tram zum Schiff, mit der Fähre über den Kanal und dann einchecken auf der Insel. Ich habe es genossen, es war eine total neue Erfahrung. Und die Piste ist so kurz, dass man beim jedem Flieger hofft, dass es reicht …

Der Flughafen verfügt nur über drei Pisten und liegt auf der westlichsten Insel der Toronto Islands. Eine Pendelfähre transportiert im Viertelstunden-Takt nicht nur Passagiere, sondern auch Kraftfahrzeuge zwischen dem Flughafen und dem Festland. Die Überfahrt dauert circa 5 Minuten. Ja dann, gut Flug.

 

Jöh und huch ein Bär

Ich weiss, manche können sie nicht mehr sehen, diese kleinen, flinken und verspielten Eichhörnchen. Trotzdem, weil sie so herzig sind noch einmal ein paar süsse Bilder 😮 .

Eines Abends aber, auf meinem Heimweg, habe ich im dunkeln etwas rascheln gehört. Was war das? Es klang nach Plastik und schmatzen. Tatsächlich sass da auf dem Tisch einer Veranda ein Bär, ein Waschbär. Er hat irgendetwas zum fressen gefunden, das in einer Tüte steckte. Ganz schön frech, sich an fremden Nahrungsmittel zu sättigen. Dafür konnte ich in aller Ruhe meine Kamera auspacken und ihn abblitzen. Hab mich aber nicht ganz nahe an ihn heran getraut, da ich gehört habe, dass sie nicht ganz so harmlos sind wie sie aussehen. Ihr Lebensraum soll in erster Linie der Wald sein, oft leben sie auch in der Nähe von Gewässern. Na ja, das mit dem Wald passt nicht ganz, dafür ist der Lake Ontario ganz in der Nähe 😉 . Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben sie scheinbar auch zunehmend auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten. Ja, das stimmt dann schon eher.

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